Der Brüller! Als ich diesen Werbespot das erste Mal sah, dachte ich, dass dieses satirisch erstklassige Werk die perfekte Parodie auf diese dumm-dreisten Diätwerbungen sei, die ich ertragen muss, sobald ich mein Fernsehgerät anschalte.
Weit gefehlt. Du Darfst meint es ernst. Denn - haltet euch fest – Du Darfst positioniert sich mit ihrer neuen Kampagne „F*** the Diet“ (zu deutsch: „Scheiß auf Diäten“) gegen den Diätenwahn und stellt ganz schockiert fest:
Wir haben mit Frauen in Deutschland über ihre Diäterfahrungen gesprochen. Hättet ihr gedacht, dass rund 80 % der deutschen Frauen Diäten viel zu kompliziert und absolut nicht alltagstauglich finden?
Eine Diät ist nicht alltagstauglich? Waaas?! Kalorien zählen, schlechtes Gewissen haben, überteuerte Diätprodukte kaufen, das Kleid eine Nummer kleiner bestellen („da werde ich bald reinpassen!“), dumme Sprüche von anderen Diätwütigen ertragen… verdammt noch mal, ja, das nervt ganz schön im Alltag. Bis dato dachte ich, dass Du Darfst mit Diätenquatsch ihr Geld verdient, aber weit gefehlt, denn nun präsentiert sich die Marke im neuen Kleid: Diätprodukte einfach mit gute-Laune-Bildern und eigentlich lobenswerten Anti-Diät-Botschaften verpacken, dann wird’s schon gekauft. Getreu dem Motto: Mit Feminismus Light die Kasse klingeln lassen. Bewaffnet mit Gouda unter 10% Fettanteil und Halbfettmargerine tönt die Firma weiter:
Wir wissen, dass die Gedanken bei vielen Frauen häufig um Kalorien und Gewicht kreisen – richtig glücklich macht das nicht! Das kennt ihr doch sicherlich auch? Und deshalb möchte Du darfst sich gegen den Diätenwahn stark machen.
Na mensch, wer hätte das gedacht?! Bei all der nervigen Werbung für Light-Produkte, die uns suggerieren, das unser Leben einfacher, schöner und wertvoller wird, wenn wir den Joghurt ohne Zucker nehmen – da kommt endlich Du Darfst daher und sagt uns, dass das alles Quatsch sei!
Während sich die einen über den „sprachlichen Verfall in Deutschland“ aufregen und die anderen den Kindern die Ohren zuhalten möchten, bin ich einfach nur genervt. Ja, ich will, dass Botschaften wie „Kampf dem Diätenwahn!“ salonfähiger werden. Auf der anderen Seite finde ich es verlogen, wenn eine Marke wie Du Darfst (übrigens aus dem Hause Unilever), die bereits in den 1970ern die ersten Light-Produkte auf den Markt warf, einfach mal schnell auf einen pseudo-emanzipatorischen Zug aufspringt, ein paar halbherzige Parolen wie „Stoppt den Diätenquatsch“ ausspuckt, obwohl es gar nicht um das Wohlbefinden der Kundinnen geht oder um die Akzeptanz von unterschiedlichen Körpern (der Spot zeigt ja auch wieder nur normschöne Menschen), sondern nur darum, die eigene Kampagne möglichst gewinnbringend zu platzieren. Heuchlerischer Mist. Meine Schlemmerpartys kommen ganz gut ohne überteuerten Magerkäse aus.
(via Yal)